Bevor man sein Werk endgültig für die Veröffentlichung freigibt, also auf “veröffentlichen” klickt, sollte man noch einmal ein paar Nächte darüber schlafen, auch wenn es in den Fingern juckt, dann nach ein paar Tagen sein Werk nochmals lesen.
Als ich meinen ersten Roman “Traurige Gewissheit … oder alles nur ein böser Traum”, der ursprünglich “You are fired” hieß, endlich nach unzähligen Verbesserungen und Änderungen für fertig hielt, hatte ich es sehr eilig, es bei Neobooks als eBook und bei Amazon als Taschenbuch hochzuladen. Ein Fehler. Aber bekanntlich wird man ja aus Fehlern klug. Bei mir hat es jedoch noch eine Weile gedauert, bis sich auch bei mir die Klugheit einstellte, keine Schnellschlüsse mehr zu machen.
Natürlich ist man sehr gespannt, wie sein erstes Werk bei den Lesern ankommt. Aber wer es zu früh, vielleicht noch mit einigen Fehlern, stilistisch auch noch nicht ausgegoren, einer breiten Öffentlichkeit vorstellt, kann schnell sein blaues Wunder erleben. Ich hatte mir für meinen ersten Roman einen Titel gewählt, den ich besonders toll fand und auch meine Probeleser begeisterte. Doch dann hatte ich irgendwann mein gedrucktes Buch in Händen und sofort stachen mir, trotz vieler Probeleserinnen, noch Fehler sofort ins Auge. Ich hatte mein Manuskript vor der Veröffentlichung ausgedruckt und komplett zum 100dersten gelesen, aber dennoch waren Fehler drin. Als ich auf meiner Couch saß und in meinem von CreateSpace aus Amerika gelieferten Roman las, wurde mir heiß und mulmig. WIE, fragte ich mich, war das möglich? Wie konnten da immer noch so viele Fehler drinnen sein?
Die Antwort ist so einfach wie normal. Als Autor kennt man seinen Text beinahe auswendig, so oft hat man ihn schon gelesen, korrigiert, geändert. So liest man am Ende das richtige Wort, obwohl es auf dem Papier fehlerhaft ist. Man überliest seine Fehler schlichtweg. Allgemein wird einem Autor geraten, sich einen Lektor zu suchen, sein Buch in ein Lektorat zu geben, wo eben nicht nur Rechtschreibfehler gefunden und ausgemerzt, sondern auch stilistische Verbesserungen vorgenommen werden. Alles schön und gut, doch das ist teuer. Sicherlich ist ein Lektorat für viele neue Autoren, die sich mit dem Schreiben ein zweites Standbein schaffen möchten, oft nicht bezahlbar.
Ich habe meinen Roman also noch einmal komplett überarbeitet und vieles wieder gestrichen und geändert. Dann hatte ich ein Coverbild, dass ich Jahre zuvor bereits von einer amerikanischen Fotoseite herunterlud, vorsichtshalber nochmals überprüft. Und meine innere Stimme hatte recht. Plötzlich sollte das Bild, dass Jahre zuvor als kostenlos und frei verwendbar galt, jedes Jahr eine neue Lizenzgebühr kosten. Also musste ich mein Cover umstellen. Da mein Buch eine eigene ISBN Nummer besaß, war das nicht mehr so einfach möglich. Aber mit einem neuen Cover durfte ich nun auch meinen Titel nicht mehr verwenden. Es musste nicht nur eine neue ISBN Nummer gekauft werden, sondern ein neues Cover gestaltet und ein neuer Titel gefunden werden.
Wenn dann endlich alles geschafft ist, das Buch endlich wieder auf dem Markt ist, geht die eigentliche Arbeit erst los. Denn um sein Buch im Markt bekannt zu machen, muss man sehr fleißig sein und extrem viel Zeit investieren. Eigentlich ist das ein Fulltimejob, will man mit seinem Buch wirklich erfolgreich werden. Der Autor sollte in allen möglichen Sozialnetzen, Werbeplattformen, bei Lesungen, wie Lovelybooks etc. zu finden sein. Ein eigener Blog ist ebenfalls empfehlenswert, eine eigene Homepage, Pressemitteilungen verfassen und versenden und vieles mehr ist von großer Wichtigkeit.
Und wer ein anständiges EBook erstellen will, dass auf allen gängigen Lesegeräten auch lesbar ist, sollte mit einer minimalen Formatierung in Word arbeiten. Es gibt eine Seite, wo das Manuskript getestet werden kann, ob es für ein epub Format geeignet ist oder ob noch zu viele Fehler in der Formatierung zu finden sind. Meine Erfahrung mit Neobooks war nervtötend, weil das System meine Worddatei nie richtig lesen konnte. Meine Kapitel wurden nicht erkannt und mein Buch sah schrecklich zerpflückt aus. Wir haben das Calibre-Programm, mit dem wir nun unsere eigenen epub, rtf, mobi etc. Formate erstellen können. Doch dieses Gratisprogramm erkennt leider auch nicht alle Formatierungsfehler. Heute benutze ich Jutoh-Programm, um mein Manuskript auf epub-Tauglichkeit zu überprüfen und es dann umzuformatieren.
Will man sein Buch in den örtlichen Handel bringen, muss es im VLB gelistet sein, sonst geht gar nichts und man muss den Großhandel dazwischenschalten. Man kann es auch lassen und 6000 Buchhandlungen abklappern, um sein Buch dort vorzustellen. Man wird ein Vermögen an Reisekosten benötigen und etwa zehn Jahre brauchen, um das zu schaffen. Ohne das Barsortiment wollen viele Buchhandlungen die Bücher der Selfpublisher nicht aufnehmen. Wenn es beim Großhandel gelistet ist, nimmt er es auch auf Lager. Die Bedingungen sind allerdings nicht ganz einfach. Der Buchhandel will morgen das bestellte Buch für seine Kunden erhalten wollen. Und das geht nur mit dem Vertrieb des Großhandels.
In Kürze mehr zum Thema Selfpublishing, den Vertrieb und das Marketing
Eure Caren Anne Poe